Präsenz zeigen bedeutet, die Menschen für sich zu gewinnen. Du verlierst Unsicherheit in Kommunikation oder Präsentation und steigerst Deine Wirkung.
Die meisten Menschen erfahren Präsenz überhaupt nicht oder nur ganz zufällig einmal, ohne sie zu bemerken. Sie wechseln im Alltagsbewusstsein also nicht zwischen Präsenz (Bewusstheit) und Nicht-Präsenz (Unbewusstheit), sondern zwischen verschiedenen Zuständen der Nicht-Präsenz.
Je schwieriger die Situation ist, desto unbewusster werden wir meist. Dabei geht Energie verloren und Unzufriedenheit, Angst, Ärger oder Stress sind ständige Begleiter.
Gedankliches Nomadentum ist ein Kennzeichen von Nicht-Präsenz
Worin zeigt sich die Unbewusstheit der meisten Menschen? Ein wesentlicher Indikator dafür ist das unentwegte „gedankliche Nomadentum.“ Es ist das Gegenteil von Präsenz. Wir müssen uns heute ständig mit Informationsflut, Arbeitsverdichtung, Zeit- und Termindruck auseinandersetzen. Viele von uns sind mit dem Handy oder Tablet verbunden wie mit einer Nabelschnur, investieren mehr Zeit in Mails, als ins Priorisieren und Handeln und versuchen, in dieser digitalen Welt täglich etwas zu kontrollieren, was uns schon längst beherrscht. Es bleibt wenig Zeit für ein persönliches Gespräch oder die Möglichkeit, inne zu halten. Die aktuelle globale „Angstsituation“ verstärkt zusätzlich unsere „Nicht-Präsenz“ und vernebelt unser Bewusstsein.
Unser Gehirn zeigt Spuren dieser alltäglichen Prägung und nimmt durch die ständig wechselnden Reize, Panikmache und die Überfrachtung mit Inhalten, auf die wir wie ferngesteuert reagieren, Schaden. Am Abend platzt uns der Kopf, weil er voll ist von Input, hektische Kreise dreht und nicht mehr zur Ruhe kommt. Der Stresshormonspiegel steigt dauerhaft an. Wir versuchen so viel wie möglich gleichzeitig machen, streifen Informationen nur oberflächlich und sind nahezu besessen davon, ständig erreichbar zu sein, um ja nichts Wichtiges zu verpassen und handlungsfähig zu bleiben. Grenzen verschwinden – die meisten Menschen sind bis auf ihre paar Stunden unruhigen Schlafes immer on air.
Dieses Phänomen unseres alltäglichen Bewusstseinszustandes bezeichne ich in meinem Buch (das WellenMUT Prinzip) „gedankliches Nomadentum“: Wir sind permanent damit beschäftigt, den nächsten Moment zu planen oder mit unseren Gedanken in die Vergangenheit abzuschweifen, zu bewerten, zu vergleichen, Urteile zu fällen, uns zu ärgern, zu ängstigen, enttäuscht zu sein, Bedürfnisse (Gier) zu verspüren oder zu grübeln. Immer wieder sind wir im Unfrieden mit dem, was gerade geschieht. Die Gedankenflut mit den daraus folgenden Gefühlsimpulsen zieht uns in ihren Bann und wir kommen aus dem permanenten Denken in alle Richtungen nicht heraus.
Durch dieses „Wegstreben aus der Gegenwart“ verpassen wir jedoch das echte Leben, denn „Leben“ ist immer nur dieser eine Moment, der weder gestern, noch morgen stattfindet.
Unser Gehirn kann sich evolutionsbedingt immer nur auf eine Aufgabe konzentrieren! Müssen wir zeitgleich verschiedene Informationen verarbeiten, wechseln wir zwischen den Reizen hin und her. Man könnte es auch „geistiges Zapping“ nennen! Zu viele Entscheidungen und ständige Reize verursachen großen Stress und verschleißen unser Gehirn. Die Folgen sind: Nur vordergründige Effizienz, eine höhere Fehlerquote, qualitativ schlechter Output, zunehmendes Stressempfinden und Druck, schwache Immunabwehr, Unzufriedenheit, emotionale Blockaden Konzentrationsprobleme und Gedächtnisstörungen sowie hoher Energieverlust, eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, Gereiztheit und geringe Frustrationstoleranz bis hin zur Unfähigkeit, sich zu konzentrieren und Informationen aufzunehmen.
Oft kompensieren wir das Stressempfinden mit schädlichen Verhaltensweisen wie zum Beispiel Rauchen, Alkohol, Medikamenten und viel Zucker oder ungesundem Essen, um uns kurzfristig zu belohnen beziehungsweise zu entspannen, weiterhin leistungsfähig zu sein und dem Gefühl von Enge und Druck Abhilfe zu schaffen. Digitale Medien sind für viele Prozesse im Alltag und Beruf eine große Hilfe, doch digitaler Dauerstress isoliert uns emotional und sozial, macht uns krank, dumm (Qualität gering, Quantität hoch), unglücklich und süchtig!
Dein Kopf ist nicht frei, sondern gleicht einem inneren Gefängnis oder einem voll gestopftem Raum, der nie gelüftet oder entrümpelt wird. Aufgrund dessen kannst Du Dein ganzes Potenzial und Deine Kreativität nicht nutzen. Du bist abgeschnitten von Deiner Intuition, unfrei und steckst in Deinen Mustern fest. Präsenz fehlt- Dein Kopf gleicht einem Bahnhof, der nie zur Ruhe kommt.
Der natürliche Zustand unseres Verstandes ist Unbewusstheit
Die Grundlage für Präsenz bildet die Einsicht, dass Gegenwärtigkeit zwar ein Gottesgeschenk ist, jedoch trotzdem Dein aktives Mittun braucht, weil sich Dein Verstand („Ego“) von den intensiven Gefühlen, die durch Stress, Grübeln, Dramatisieren, Ärgern oder Widerstand erzeugt werden, nährt und bestätigt. Dein Verstand ist süchtig nach intensiver gedanklicher Bewegung. Beobachte Deine Gedanken, Gefühle und Deine Reaktionen auf gewisse Personen oder Umstände, die bei Dir besondere Unruhe oder Angst auslösen.
Das Ego will Kontrolle und gleichzeitig immer schon woanders sein. Es strebt ständig weg von der Gegenwart und Du bist ein Spielball seiner geistigen Hektik, ohne es zu bemerken. Du bist verantwortlich für Deinen inneren Zustand und kannst jederzeit die Wahl treffen, zu stoppen.
Den Fokus auf die Gegenwart richten
Präsenz verändert unser Alltagsbewusstsein, indem wir unseren Fokus Schritt für Schritt wieder stärker auf die Gegenwart richten und aus diesem inneren Zentrum heraus agieren. In der Gegenwart kann kein Stress überleben und wir können uns wieder frei machen, Gedanken fokussieren und neue Entscheidungen treffen. Dein zentraler Fokus könnten zunächst E-Mails, im Netz surfen, Fernsehen, soziale Netzwerke, Apps und SMS sein. Sie sind Ablenkungsfaktor Nummer eins. Diese Reize haben Sogcharakter und torpedieren Gegenwartsbewusstsein. Sie machen uns zum ferngesteuerten Opfer von äußeren Reizen.
Trenne die Nabelschnur! Weniger ist oft mehr! Hauptsache, Du beginnst und bleibst dann konsequent bei dem, was Du Dir vorgenommen hast.
Mein Tipp: Starte digital nackt in den Tag und gönne Dir in der ersten Zeit des Tages eine ruhige, medienfreie Zeit. Du kannst in Ruhe frühstücken, eine Tasse Kaffee genießen oder eine halbe Stunde joggen gehen, anstatt bis zur letzten Minute im Bett liegen zu bleiben, den Fernseher anzumachen oder in Dein Handy zu sehen. Gönne Dir ebenfalls abends eine medienfreie Zeit und am Wochenende (Handy oft weglegen) und reduziere während des Tages durch kurze Zeiten der stillen Reorientierung die Informationsdichte.
Präsenz kann jeder lernen Insbesondere, wenn digitale Arbeit aktuell ausschließlich Deinen Alltag bestimmt: Ein kleiner bewusster Spaziergang im Freien kann manchmal Wunder bewirken. Bleibe so oft wie möglich bei dem, was Du JETZT gerade tust und nehme den Raum um das wahr, was gerade geschieht. Stoppe Gedanken, die wieder abdriften wollen. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn der Tag eine hohe Termindichte hat und wichtige Entscheidungen anstehen. Wer präsent ist, lässt sich nicht von den Geschehnissen unbewusst führen, sondern führt sich selbst im Umgang mit den Geschehnissen. Lass das Bedürfnis los, alles auf einmal erledigen zu wollen. Die Qualität des Tuns, das Energielevel und der Output werden sich deutlich verbessern.
Die lebendige Gegenwart sollte Dein bester Berater werden und Dein Freund. Präsenz wird Deine innere Ausrichtung mit etwas Übung nachhaltig positiv verändern, weil Du Dich von Angst und Stress befreist und aus der Anhanftung an die tägliche Gedankenflut aussteigst.
Dein ruhiger und gelassener Geist schenkt Dir täglich ein Gefühl von Zufriedenheit und Freiheit. Neue Erkenntnisse stellen sich urplötzlich ein. Du kannst fundamentale Freude aus Dir selbst schöpfen und aus einer inneren Ruhe, Kraft und Klarheit heraus entscheiden und handeln. Du wirst Formen von Manipulation erkennen und Dich dagegen schützen können.
Wer präsent ist, beobachtet, ohne zu urteilen oder direkt zu bewerten. Präsenz beinhaltet eine große Mentalkraft, die Du in Bewegung setzt. Du veränderst dadurch etwas, ohne mit Gedanken und Worten eingreifen zu müssen.
Lasse Rechthaberei los und steige aus, wenn Diskussionen sich zu einem Streitfeld der Ego’s entwickeln. Es wäre Verschwendung Deiner Lebenszeit, wenn Gefühlsimpulse Dich ständig dazu verleiten würden, verängstigt, destruktiv und unfrei zu sein.